Kaffee – Freund oder Feind?

Kaffee – Freund oder Feind?

Kaffee ist in aller Munde. 162 l Bohnenkaffee trank der Deutsche durchschnittlich im Jahr 2017.1 Als Wachmacher, Ritual oder nur zum Genuss – der tägliche Kaffee ist für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit. Die schwarze Brühe bietet 800 Aromastoffe auf nur 2 Kilokalorien pro 100 ml.2 Geschmack ohne Kalorien, was für eine unschlagbare Kombination! Gibt es dennoch einen Haken? Der folgende Text erklärt, was im Körper passiert, wenn wir Kaffee trinken und gibt Aufschluss über mögliche gesundheitliche Folgen.

Lesezeit: 5 Min.

Kaffee als Absacker nach dem Essen

Allgemein sagt man Kaffee eine verdauungsfördernde Wirkung nach, weshalb er oft nach dem Essen serviert wird. Die psychoaktive Substanz Koffein stimuliert den Stoffwechsel. So wird der Magen zwar nicht schneller geleert, aber die nachfolgenden Verdauungsprozesse beschleunigt.3 Weiterhin werden manchen Inhaltsstoffen der Kaffeebohne hohe antioxidative Wirkungen nachgesagt. Antioxidantien bekämpfen im Körper freie Radikale, die unsere Zellen angreifen und ihnen schaden. Damit würde Kaffee indirekt einen wichtigen Beitrag für unser Immunsystem leisten.4 Die meisten Menschen geben an, Kaffee zu trinken, weil er ihnen Energie gibt. Tatsächlich soll Koffein aber den Hauptgrund für Erschöpfung darstellen.5

Erschöpfung durch Koffein

Die Koffeinmenge von Kaffee variiert zwischen 40 und 120 mg auf 150 ml und ist abhängig von Sorte, Röstverfahren und Zubereitung.6 Spitzenreiter in puncto Koffein ist der Filterkaffee mit 120 mg. Dicht gefolgt vom Espresso mit ca. 107 mg.7 Für den besseren Vergleich: Eine Dose Red Bull (250 ml) enthält ca. 80 mg Koffein und eine Dose Coca Cola (330 ml) 33 mg Koffein. Es fällt auf, dass der Koffeingehalt von Kaffee relativ hoch ist. Hinzukommt, dass es nicht bei einer Tasse am Tag bleibt. In NRW werden täglich 3,9 Tassen des beliebten Heißgetränks getrunken.8 Bevor ich diesen Artikel schrieb, habe ich 2-3 Tassen Kaffee täglich getrunken. Nicht selten zitterten danach meine Hände und Nervosität kam in mir auf. Als ich anfing diese Symptome als störend zu empfinden, setzte ich mich mit den Auswirkungen von Koffein näher auseinander.

Koffein imitiert ein Hormon, das die Nebenniere dazu veranlasst, Adrenalin und Noradrenalin zu produzieren. Diese Stresshormone sind in Gefahrensituationen sehr nützlich, da sie uns kurzfristig leistungsfähiger machen. Unsere Muskeln spannen sich an, der Puls steigt und die Atmung wird schneller. Binnen Sekunden wird Energie freigesetzt, um den Körper auf eine Kampf- oder Fluchtsituation vorzubereiten. Auch, wenn Du bloß am Schreibtisch hockst und auf Deinen Laptop starrst – genau wie jetzt. Nun könnte man behaupten, dass Koffein ja genau die Voraussetzungen schafft, die man sich für seine Arbeit wünscht. Doch wenn sich dieses energetische Auf und Ab mehrmals täglich wiederholt, kommt das Gehirn aus seinem chemischen Gleichgewicht. Innere Unruhe, Stimmungsschwankungen und Schlaflosigkeit sind nur einige der vielen Folgen.

Koffein und Zucker – Das perfekte Paar

Adrenalin sorgt nicht nur für eine höhere Herzfrequenz und einen steigenden Blutdruck. Das Hormon veranlasst die Leber auch dazu, ihre gespeicherte Energie, das Glykogen, schnell freizusetzen. Glykogen ist die Speicherform der Glucose. Glucose kennst du wahrscheinlich auch unter dem Begriff Zucker oder Kohlenhydrate. Es ist ein wichtiger Energielieferant für unsere Zellen. Folglich steigt durch den Abbau von Glykogen nun unser Blutzuckerspiegel und die Bauchspeicheldrüse produziert das Hormon Insulin. Das geschieht nicht nur beim Kaffeetrinken, sondern auch beim Essen, wenn die aufgenommene Energie über das Blut schnell zu den Zellen transportiert wird. In beiden Fällen steigt der Blutzuckerspiegel zügig an und fällt nach einiger Zeit genauso schnell wieder ab. In diesem Moment verspürst Du den Heißhunger nach Süßem. Kaffee und Kuchen passen also perfekt zusammen, denn Kaffee schürt, wie kurzkettige Kohlenhydrate den Zuckerhunger.

Koffein stört das chemische Gleichgewicht im Gehirn

Koffein besetzt die Adenosinrezeptoren im Gehirn. Wenn Adenosin an den Gehirnzellen andockt, signalisiert es dem Körper Ruhe, Entspannung und Schlaf. Gleichzeitig hemmt Adenosin die Ausschüttung von Dopamin und Noradrenalin. Diese Neurotransmitter wirken belebend, also genau gegenteilig. Nun sind die Adenosinrezeptoren beim Kaffeetrinken bereits mit Koffeinmolekülen besetzt und die beruhigende Wirkung bleibt aus. Daraufhin schütten die Nebennieren immer mehr Stresshormone aus. Gleichzeitig steigt auch der Adenosinspiegel im Blut, weil es keine freien Rezeptoren zum Andocken mehr findet. Auf diese Weise entwickelt sich eine Koffeinintoleranz und der Körper findet sich irgendwann in einem permanenten Stresszustand wieder.

Kaffee hat Suchtpotenzial

Nach diesem Hoch fällt der Körper in ein Leistungsloch. Müdigkeit und Erschöpfung machen sich breit. In diesem Moment greift man dann zur nächsten Tasse Kaffee und ein Teufelskreis beginnt. Ohne eine Tasse Kaffee am Morgen hat man bald das Gefühl nicht mehr wach zu werden. Nach einer Zeit braucht man zwei, dann drei Tassen. Die Koffeintoleranz ist dabei von Mensch zu Mensch unterschiedlich, jedoch mit dem selben Ergebnis. Du wirst abhängig. Diese chronische Vergiftung mit Koffein wird auch „Koffeinismus“ genannt. Nach einigen Jahren hohen Kaffeekonsums sind die Nebennieren so erschöpft, dass es zur Insuffizienz bis hin zur Dysfunktion kommen kann.

Ohne Kaffee kein Stuhlgang

Doch nicht nur unser Energielevel leidet unter der regelmäßigen Koffeinzufuhr. Kaffee ist ein Abführmittel und führt doch zu Verstopfung. Wie kann das sein? Laut Kaffeelobby besitzt das Heißgetränk doch eine peristaltikanregende und verdauungsförderne Wirkung? Und genau das ist der Punkt. Der Darm gewöhnt sich an die täglich Dosis Koffein. Ohne Koffein kann er sich bald nicht mehr eigenständig entleeren. Die natürliche Peristaltik des Darms bleibt aus und es kommt zur Verstopfung. Viele Menschen könnten ohne Kaffee nicht mehr auf die Toilette gehen. Doch sie merken nicht, dass ihr Darm still leidet, weil sie jeden Tag Kaffee trinken.

Kaffee trägt zur Übersäuerung bei

Dieses körperliche Leiden beschränkt sich nicht nur auf den Darm, sondern auf unseren ganzen Organismus. Beim Kaffeegenuss entstehen im Körper während der Verstoffwechslung Säuren. Grundsätzlich werden Säuren mithilfe von basischen Mineralstoffen wie Calcium, Magnesium, Kalium, Natrium und Eisen einfach neutralisiert. Kommen jedoch ein hoher Kaffeekonsum und eine Ernährung, die reich an Fleisch, Weizen- und Milchprodukten ist zusammen, entsteht eine wahre Säureflut. Der Körper muss sich basische Mineralstoffe aus seinen körpereigenen Depots, den Knochen, Blutgefäßwänden, dem Bindegewebe und Haarboden ausleihen, um diese zu bewältigen. Auf diese Art und Weise zehrt Kaffee täglich an unseren körpereigenen Mineralstoffvorräten. Wird die Ernährung nicht umgestellt, können diese Mineralstoffe auch nicht mehr zurückgegeben werden. Folglich kann sich der Säure-Basen-Haushalt nicht mehr regulieren. Übersäuerung ist die Folge.

Entzugserscheinungen durch Kaffeestopp

Nun sind bereits einige negative Auswirkungen von Kaffee zusammengekommen: Erschöpfungszustände, Herzrasen, Panikattacken, Blutzuckerspiegelschwankungen, Sodbrennen und Schlaflosigkeit sind nur einige davon.9 Auch ist deutlicher geworden, dass Kaffee wie jede andere Droge wirkt: Nach einem kurzen Hoch, fällt man in ein um so tieferes Loch. Je mehr Kaffee man trinkt, desto geringer fällt seine Wirkung aus. Letztendlich greift man immer häufiger zu bis es zur Gewohnheit wird. Es ist also wichtig, seine Koffeinzufuhr zu reduzieren, um gesund zu bleiben.

Nun sind viele Kaffeetrinker der Meinung, dass sie wunderbar ohne Kaffee auskommen können. Das könnte daran liegen, dass Koffeinismus eine „graduelle und zunächst kaum wahrnehmbare Störung ist“.10 Welchen Stellenwert Kaffee im eigenen Leben hat, lässt sich ganz einfach herausfinden: Verzichte einfach für einige Tage auf sämtliche Muntermacher. Dazu gehören Kaffee, Schwarztee und Grüntee, Energydrinks und Softdrinks. Entzugserscheinungen, wie Kopfschmerzen, depressive Verstimmungen und Erschöpfung können auch schon bei einem gemäßigten Kaffeekonsum auftreten.11 Nach einem Tag bis maximal einer Woche klingen diese ab. Ich selbst hatte einen Tag lang Kopfschmerzen.

Ohne Kaffee ist alles doof?

Wer sich entscheidet weniger Kaffee zu trinken, muss nicht gänzlich verzichten. Meist reicht auch einfach der Genuss irgendeines Heißgetränkes und es ist nicht das Koffein selbst, das man vermisst. Auf meiner Suche nach einem Kaffeeersatz bin ich auf verschiedene Produkte gestoßen. Einige Alternativen und meine persönlichen Erfahrungen dazu, möchte ich nun mit Dir teilen.

#1 Entkoffeinierter Kaffee

Kaffeepulver ohne Koffein kann in jedem Supermarkt für wenig Geld erstanden werden. Dabei hat man sogar die Wahl zwischen verschiedenen Stärkegraden, also wie bei richtigem Kaffee. Der große Vorteil von entkoffeiniertem Kaffee ist, dass sich geschmacklich kaum ein Unterschied feststellen lässt. Ich persönlich empfand den Geschmack als sanft und weniger säuerlich, was aber auch an der geringen Stärke gelegen haben könnte. Leider gibt es auch einen Nachteil. Die Kaffeebohne enthält von Natur aus Koffein. Um sie zu entkoffeinieren sind aufwendige industrielle Verfahren nötig. Dabei können chemische Stoffe im fertigen Produkt verbleiben, die unter Umständen auf langfristige Sicht ungesund werden können.

#2 Lupinenkaffee

Lupinen gehören zu den Hülsenfrüchten. Sie enthalten Proteine und Ballaststoffe und sind glutenfrei. Geschmacklich kommt der Lupinenkaffee dem Bohnenkaffee sehr nahe und so ist er mein persönlicher Favorit. Ein weiterer Pluspunkt ist, dass es sich um ein Instantprodukt handelt. Man übergießt ein bis zwei Löffel Pulver einfach mit heißem Wasser, et voilá. Einziger Minuspunkt ist der Preis: Im Bio-Supermarkt kostet eine Dose Lupinenkaffee von NATURATA ca. 6 Euro. Allerdings erhält man dafür auch ein hochwertiges Produkt in höchster Bio-Qualität von der Marke demeter.

#3 Dinkelkaffee

Getreidekaffee aus Dinkel und Zichorie ist ein weiteres Instant-Kaffeeprodukt aus dem mittleren Preissegment. Bei DM erhält man eine Dose Dinkelkaffee für ca. 5 Euro. Auch dieses Kaffeepulver besitzt höchste Bio-Qualität von demeter. Geschmacklich konnte diese Kaffeealternative mit anderen allerdings nicht mithalten. Ich persönlich empfand den Geschmack von Dinkelkaffee als wässrig. Auch müssen Allergiker mit Zöliakie aufpassen, da Getreidekaffee Gluten enthält.

#4 Malzkaffee

Malzkaffee aus gemalzter Gerste ist der günstige Vertreter der koffeinfreien Instant-Kaffeeprodukte. Auch dieser ist schnell gemacht und stellt mit einem Kaufpreis von knapp 2 Euro keine große Investition dar. Das Aroma von Malzkaffee ist sehr intensiv. Mir persönlich hat diese Alternative leider gar nicht geschmeckt. Das macht Malzkaffee nicht zu einer schlechteren Kaffeealternative, denn über Geschmack lässt sich ja bekanntlich nicht streiten.

Meine Produktnennungen basieren übrigens auf rein persönlichen Erfahrungen und es liegt keine bezahlte Partnerschaft vor.

Zum Schluss möchte ich meinen fleißigen Leserinnen und Lesern dafür danken, die bis zum Ende durchgehalten haben! Hinterlasst mir gerne Eure Gedanken oder Fragen in den Kommentaren. Auch möchte ich hinzufügen, dass ich niemanden vom Kaffeetrinken abhalten will. Ob Dein Kaffeekonsum schädlich ist oder nicht, hängt auch von Deiner übrigen Ernährungsweise ab: Die Dosis macht das Gift.

Nadine

Quellen
  1. Gerdes, A. (2019). Rösten, brühen, trinken. Die Zahlen. DIE ZEIT, 46.
  2. Apotheken Umschau (2018). Kaffee: Gesund, oder ungesund? Abgerufen am 20.05.2020 von https://www.apotheken-umschau.de/Ernaehrung/Kaffee-Gesund-oder-ungesund-492393.html
  3. Brand eins (2015). Kaffee in Zahlen – Wie wirkt Kaffee im Körper? Abgerufen am 21.05.2020 von https://www.brandeins.de/corporate-publishing/kaffee-in-zahlen/kaffee-in-zahlen-2015/wie-wirkt-kaffee-im-koerper
  4. Brand eins (2015). Kaffee in Zahlen – Wie wirkt Kaffee im Körper? Abgerufen am 21.05.2020 von https://www.brandeins.de/corporate-publishing/kaffee-in-zahlen/kaffee-in-zahlen-2015/wie-wirkt-kaffee-im-koerper
    Findley, S. (1988, 31. Oktober). New Hope for Tired People. U.S. News & World Report, S. 71-73.
  5. Apotheken Umschau (2018). Kaffee: Gesund, oder ungesund? Abgerufen am 20.05.2020 von https://www.apotheken-umschau.de/Ernaehrung/Kaffee-Gesund-oder-ungesund-492393.html
  6. Zentrum der Gesundheit (2019). Kaffee reduziert die Teamfähigkeit. Abgerufen am 21.05.2020 von https://www.zentrum-der-gesundheit.de/kaffee-ia.html
  7. Gerdes, A. (2019). Rösten, brühen, trinken. Die Zahlen. DIE ZEIT, 46.
  8. Cherniske, S. (1998). Caffeine Blues – Wake up to the hidden dangers of America’s #1 drug. New York: Warner Books.
  9. Cherniske, S. (1998). Caffeine Blues – Wake up to the hidden dangers of America’s #1 drug. New York: Warner Books.
  10. Zentrum der Gesundheit (2020). Kaffee ist ungesund. Abgerufen am 21.05.2020 von https://www.zentrum-der-gesundheit.de/kaffee-ungesund.html

4 Gedanken zu „Kaffee – Freund oder Feind?

  1. Lässt sich sehr “leicht” lesen ist aber dennoch sehr informativ. Freue mich auf mehr Artikel dieser Art 👍
    Zum Thema Sensibilität… ein Arbeitskollege kann nach 17 Uhr noch nicht mal MezzoMix trinken ohne davon schlechten Schlaf zu bekommen. Zum Glück bin Ich von sowas gefeit 😊

  2. Danke Nadine,
    Durch das lesen wird mir klar, warum mein Körper in letzter Zeit immer mehr den Kaffee abgelehnt hat. Oftmals hab ich ihn weg geschüttet nach mehreren Schlucken.
    Der Lupinen Kaffee tut mir gut und seltsamerweise beruhigt er.
    Lieben Gruß Dorothea

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